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.»Da kommt ein Taschendieb und reißt mir die Handtasche weg!«»Allmächtiger! Ich fass es nicht!«»Ist leider wahr! Und kein Mensch tut etwas.Ich meine, der Typ ist natürlich blitzschnell weggerannt, aber … das sollte man als Frau doch erwarten dürfen, oder?«»Definitiv«, bekräftigte Barbara.»Doch das Tolle kommt erst: Plötzlich kommt Hitch um die Ecke gebogen und sieht, dass ich dem Räuber nachbrülle.Er springt aus dem Wagen und läuft dem Kerl nach.Ich hab noch nie einen Mann so schnell rennen sehen!«»Hitch, euer Butler? Das glaub ich jetzt nicht!«»Kein Scherz, Barbara, er rennt dem Kerl nach, holt ihn ein, verpasst ihm ein paar gezielte Karatehiebe, und der Kerl lässt meine Handtasche fallen.«»Wahnsinn!«»Ich habe meine Handtasche jedenfalls wieder und bin mit einem blauen Auge davongekommen.«»Und was war mit dem Dieb?«»Hitch hat ihn eine Feuerleiter hinaufgejagt und über das Dach vom Wilmot-Gebäude, aber von dort aus ist der Räuber ungefähr zwölf Meter tief auf einen vorbeifahrenden Laster der Müllabfuhr gesprungen – und weg war er!«»Oh, Sabina, da hast du ja einen tollen Butler – halt ihn dir warm.«»Darauf kannst du wetten, Babs!« Die beiden Frauen brachen in ein kindisches Gekicher aus.Ruby ging in die Küche, wo Hitch gerade ein paar Appetithäppchen zubereitete.»Wie ich höre, waren Sie heute der Held des Tages.«»Na ja, Taschendiebe zu jagen gehört eigentlich nicht zu meinen Aufgaben, ist aber eine nette Abwechslung zur Zubereitung von Käsestangen und anderen Snacks.«»Aber Sie machen es wirklich ganz ausgezeichnet«, sagte Ruby und äffte den Tonfall ihrer Mutter nach.»Es ist nicht so schwer, wie es aussieht.Willst du es ausprobieren?«»Nö, ich würde nur Ihren Stil versauen.Aber ich vermute, dass Ihre Schulter langsam besser wird, wenn Sie jetzt schon Diebe eine Feuerleiter hochjagen können, oder?«, sagte Ruby.»Ja, sieht ganz so aus – und das kann nur eines bedeuten.Ich werde demnächst von hier abgezogen, aber ich werde dafür sorgen, dass ein Ersatzmann kommt, der auf dich aufpasst.«»So, so, genau wie die gute alte Mary Poppins werden Sie einfach verschwinden«, sagte Ruby und goss sich ein Glas Bananenmilch ein.»Tja, Kleine.Ich sage nicht, dass es nicht superkalifragilistisch war, dich kennenzulernen, aber andererseits bin ich auch ganz froh, wieder meinem normalen Broterwerb nachgehen zu können, wenn du verstehst, was ich meine.«»Das verstehe ich sogar sehr gut«, sagte Ruby.Als Ruby in ihr Zimmer hinaufging, kam ihr auf der Treppe Consuela entgegen, die ein vollbeladenes Tablett mit schmutzigen Tassen und Müslischalen vor sich hertrug.»Oh, ich wollte die Sachen gerade runterbringen«, sagte Ruby hastig, weil sie ahnte, dass sie gleich einen Anschiss kassieren würde.»Es gehört nicht zu meinen Aufgaben, hinter dir herzuräumen – ich bin Diätköchin, kein Hausmädchen«, fauchte Consuela.»Aber uns ist in der Küche das Geschirr ausgegangen – war alles in deinem Zimmer!«»Oh, tut mir leid, echt wahr.« Ruby schenkte Consuela ihr schönstes Tut-mir-ja-so-leid-Gesicht, und Consuelas finstere Miene wurde prompt etwas freundlicher.»Ach übrigens, dein Freund Clancy hat angerufen«, sagte sie.»Ich soll dich fragen, wie es deiner Großmutter geht.Ich glaube, er denkt, sie sei krank oder so.«»Ach ja, Clance ist manchmal etwas verwirrt – und bringt dann alles durcheinander.Ist irgendeine Krankheit.«»Ach je, der Arme«, sagte Consuela mitfühlend, was gar nicht ihre Art war.»Ja, ist echt schlimm«, sagte Ruby, und als sie ihre Zimmertür hinter sich zumachte, hatte sie begriffen, dass jede noch so kleine Unwahrheit offenbar zu hundert weiteren Unwahrheiten führte.Das war ihre REGEL 32: EINE einzige KLEINE LÜGE – UND SCHON MUSST DU DIR EIN DUTZEND WEITERE EINFALLEN LASSEN.Als sie am nächsten Tag durch Twinford radelte, hatte sie schon wieder das komische Gefühl, beobachtet zu werden, obwohl es weit und breit kein Anzeichen dafür gab.Nachdem Ruby etwa sechs Stunden lang in dem verstaubten braunen Büroraum gesessen hatte, merkte sie, dass sie sich langweilte – es lag nicht direkt an der Arbeit, die heute echt mühsam war: die Akten immer wieder durchzusehen, um herauszufinden, ob es nicht irgendwo einen roten Faden gab, der sie irgendwie weiterbrachte.Nein, das Problem war die Umgebung, das Gefühl, von der Welt abgeschnitten zu sein, mit nur einem absoluten Blödmann als Gesellschaft.Ob es Lopez ähnlich ergangen war?Allerdings war Ruby in einer doppelt schlechten Situation, denn es sah ganz danach aus, als würde sie versagen, und Angst vor Versagen war ein echt komisches, ganz neues Gefühl für sie.In düstere Gedanken versunken, begann sie, ihren Stift auf dem Schreibtisch hin und her zu rollen – sie merkte nicht einmal, dass sie das tat.Sie schreckte erst auf, als Groete im Nebenraum rief: »Hey, Kleine! Kannst du vielleicht damit aufhören?«Ruby zuckte zusammen, und der Stift rollte über den Schreibtisch und fiel an der Rückseite auf den Boden.Mist! Sie glitt von ihrem Stuhl und schaute unter den Tisch – sie konnte den Stift zwar sehen, ihn aber nicht erreichen.So leise wie möglich begann Ruby, das schwere Möbelstück herumzuschieben, bis sie es ein paar Zentimeter von der Stelle gerückt hatte.Sie streckte die Hand aus, so weit sie konnte, und tastete herum, bis sie gefunden hatte, wonach sie gesucht hatte.Doch der Kugelschreiber, den sie hervorzog, war nicht ihrer.Er war grün und hatte eine weiße Beschriftung: Springbrunnen.Ruby saß so lange reglos da, bis Groete hereinkam, um nach ihr zu sehen.Als er sie dasitzen und wie hypnotisiert auf einen Kugelschreiber starren sah, machte er unweigerlich wieder einen seiner doofen Sprüche.Doch Ruby hörte gar nicht hin
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