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.Geistesabwesend setzte Madlen sich neben Veit nieder.Der Schuppen war sauber, der Bodenzwischen dem Strohlager und dem Pferdegatter gekehrt.Hier hatte Irmla ganze Arbeit geleistet.Esroch angenehm nach trockenem Heu, staubigem Sackleinen, altem Leder, frischem Hafer und Pferd.Madlen mochte den Geruch, sie hatte sich schon als Kind immer gern hier aufgehalten und dem PferdGeschichten erzählt.So wie Veit seine Geschichten aus dem Morgenland zum Besten gab, hatte sie als kleines Mädchenhier gesessen und Fabeln ersonnen, und weil sonst niemand da war, dem sie ihre phantastischenErzählungen hatte präsentieren können, war das Pferd ihr Zuhörer gewesen.»Woran denkst du?«, fragte Veit.Sie wandte sich zu ihm um.Sein offenes Gesicht mit den leuchtend blauen Augen war ihrzugewandt.Es war ein ebenmäßiges männliches Antlitz, das sie entfernt an Konrad erinnerte.DieÄhnlichkeit lag jedoch weniger im Äußerlichen begründet als vielmehr im Gesichtsausdruck, und derwiederum bestimmte sich nach dem Gemüt.Veits Art zu lächeln, seine lebensbejahende Fröhlichkeit,gewisse unbekümmerte Gesten beim Sprechen in seinem ganzen Wesen gab es einiges, worin erKonrad glich.Madlen zog die Knie an und umschlang sie mit den Armen.»Ich dachte gerade daran, dass ich alsKind gern hier hockte und mich mit dem Pferd unterhalten habe.«Veit grinste.»Was hast du zu ihm gesagt?«»Alles Mögliche.Ich habe mir Geschichten ausgedacht und sie ihm erzählt.« Sie kicherteunterdrückt.»Ähnliche Geschichten, wie du sie erzählst.Nur noch viel phantastischer.Vongeflügelten Drachen, edlen Rittern, wunderschönen Königstöchtern und goldenen Feen, die alleWünsche erfüllen.Das Pferd hat mir sehr geduldig gelauscht, es war ganz Ohr.Nur ab und zu stecktees den Kopf in den Hafersack oder äpfelte ausgiebig.«Veit lachte.»Das klingt, als hättest du sehr anregend erzählt.«Madlen fiel in sein Lachen ein.Sie lauschte dem Klang ihres und seines Gelächters nach.Miteinem Mal schien einiges von der Schwere, die eben noch auf ihr gelastet hatte, verschwunden zusein.Veit stellte das mit einem an, es war eine Gottesgabe.Er nahm den Menschen, mit denen er zutun hatte, den Kummer, oder doch wenigstens einen Teil davon.Ob er das auch für Johann getanhatte? Madlen hatte längst bemerkt, dass die beiden sich nicht nur aufgrund einer flüchtigen, zufälligenBegegnung kannten, sondern einander seit Langem verbunden waren.Sie hatte sie beobachtet, wennsie während der Mahlzeiten oder nach getaner Arbeit zusammen in der Stube am Tisch saßen, oderauch, wenn Johann zu Veit in den Schuppen ging, um nach ihm zu sehen.Die zwei wechselten nichtviele Worte, aber das war auch gar nicht nötig.Allein die Art, wie Johann Veit bei allen nurdenkbaren Verrichtungen unterstützte, sagte alles.Die Selbstverständlichkeit, mit der er ihm einenBecher Bier zuschob oder ein Stück Brot reichte, die Behutsamkeit, mit der er ihn die ersten Maleüber den Hof zum Abtritt geführt und ihm erklärt hatte, was sich in den Nebengebäuden befand undwas er von der Nachbarin zu erwarten hatte das alles fügte sich zu einem Bild tiefer, vertrauterFreundschaft.»Du und Johann, ihr wart zusammen im Krieg, oder?«, fragte sie unumwunden.Er nickte.»Es war nicht schwer, das herauszufinden, oder?«»Er hat selbst davon gesprochen.Du habest ihm das Leben gerettet.«»Oh, das.Nein, eher ist es umgekehrt richtig.Es gäbe mich wohl nicht mehr, wenn er mich nichtvom Schlachtfeld aufgesammelt hätte.Oder zumindest hätte ich mehr verloren als mein Sehvermögenund das hier.« Er hob seinen Armstumpf, der jetzt frisch verbunden war.Madlen hatte ihn mit derSalbe bestrichen, die Juliana für Cuntz dagelassen hatte, Veit meinte, es habe ihm bereits gutgeholfen.»Was hat er denn dann gemeint?«»Man hatte ihn eingekerkert, und ich habe dazu beigetragen, dass er freikam.«»Erzähl mir davon!«, bat sie.»Was weißt du über den Kreuzzug, Madlen?«, fragte er.Sie zuckte die Achseln.»Nicht viel.Jerusalem ging verloren, der Kampf war vergebens.«»Das ist treffend zusammengefasst.Es gab schreckliche Schlachten, in denen Zehntausende starben,in Alexandria und in Syria.Am schlimmsten war die Schlacht von Al-Mansura am Nil.Nachzahlreichen Angriffen, Gegenangriffen, Belagerungen und fehlgeschlagenen Verhandlungen musstesich unser Heer nach Damiette zurückziehen, dort gerieten wir alle in Gefangenschaft.« Veits sonst soheiteres Gesicht verlor jeden Ausdruck.»Viele von uns wurden anschließend & exekutiert.Nurwenige blieben übrig.«Hinter diesen lapidaren Worten musste mehr stecken, das Leid und die Schrecknisse derVergangenheit schienen mit einem Mal nur einen Schritt entfernt zu sein, auch ohne dass Veit davonberichtete.»Im Zuge dieser ganzen Wirren wurden Johann und ich getrennt.Es gelang dem König, mit demSultan einen Lösegeldvertrag auszuhandeln, ich war unter den Ersten, die freigelassen und seinemGefolge überstellt wurden.Johann schmorte weiter im Kerker, der Sultan wollte für die Freilassungder übrigen Kreuzfahrer mehr Geld.Es gab nur eine Möglichkeit, den Verhandlungen eine günstigeWende zu geben: Der Sultan musste sterben.Und freundlicherweise tat er es, obwohl dabeinachgeholfen werden musste.«Madlen verfolgte jede Regung in seinem Gesicht.»Hattest du damit zu tun?«»Sagen wir, ich hatte einen bestimmten Anteil daran.Mehr als reden konnte ich damals nicht, ichwar noch geschwächt von den Folgen meiner Verletzung.Doch im Krieg ist es ja oft so, dass diewichtigsten Schlachten nicht auf dem Feld geschlagen werden, sondern bei heimlichen Absprachenhinter den Fronten.Ich kannte einige einflussreiche Mamelucken, die bereit waren, sich mit demKönig gegen den Sultan zu verbünden, doch ich tat nicht mehr, als die richtigen Männer für diesenPlan zusammenzubringen.So verlor der Sultan sein Leben, und Johann kam frei, zusammen mit einpaar anderen.Gerade noch rechtzeitig, denn die meisten von denen, die man mit ihm zusammen indiesem elenden Loch eingesperrt hatte, waren schon tot.« Veit hielt inne und schloss die Augen, alswollte er Erinnerungsbilder bannen, die er trotz seiner Blindheit noch sehen konnte.»Der Krieg wardamit längst entschieden, viele kehrten heim
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