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.Ich betastete mein Bein.Wie ernst war dieser Schlangenbiss? Mir war nicht klar, ob du Witze machtest, weil du nicht weiter besorgt warst, oder ob du deine eigene Angst dahinter verbergen wolltest.Du warst gleich wieder zurück, reichtest mir das Shirt und halfst mir beim Anziehen, damit ich mein Bein dabei nicht zu viel bewegte.Dann hast du mich wieder allein gelassen und bist mit einer Metallkiste zurückgekommen.Du hast den Deckel aufgerissen, eine Mullbinde herausgeholt und begonnen sie um den Stoff an meinem Bein zu schlingen.Du wickeltest mein ganzes Bein ein, vom Fuß bis hoch zur Hüfte.Meine Haut kitzelte bei jeder Berührung.Du legtest den Verband sehr stramm an.»Ich begreif einfach nicht, wie ich so blöd sein konnte«, brummtest du.»Wie meinst du das?«»Ich hab zugelassen, dass du gebissen worden bist, oder?« Du stelltest die Metallkiste auf den Boden und wühltest darin herum.Pflaster und Mullbinden und Gummihandschuhe fielen heraus, während du nach etwas suchtest.»Ich hätte mir diese Schlange schon vor Tagen schnappen sollen«, fuhrst du fort.»Und außerdem hätte ich versuchen müssen, dich zu desensibilisieren.Aber, na ja, ich werd selber nie von Schlangen gebissen, darum hab ich wohl gehofft … ich dachte, das hätte alles noch Zeit …«Deine Worte verklangen, als du gefunden hattest, was du suchtest.Du nahmst die Hand aus der Kiste und öffnetest zitternd die Finger.In deiner Hand lag ein Schlüssel.Als du aufstandst, merkte ich, wie blass dein Gesicht war.Das erinnerte mich an die Nacht mit dem Albtraum; da hattest du auch so ausgesehen.Plötzlich sehnte ich mich danach, dich anzufassen.Ich streckte die Finger nach dir aus.»Ich hab einen Satz Antiserum gestohlen, aus einem Forschungslabor«, sagtest du.»Dir passiert nichts.«Du gingst zu der abgeschlossenen Schublade neben der Spüle, stecktest den Schlüssel ins Schloss und wühltest darin herum.Dein Rücken hinderte mich daran, zu sehen, was genau in dieser Schublade war.Du holtest ein paar kleine Glasampullen und einen Plastikbeutel mit einer klaren Flüssigkeit heraus und legtest beides auf die Bank, dann nahmst du ein Elastikband und etwas, das wie eine Nadel aussah.Du machtest die Schublade nicht wieder zu, als du dich zu mir drehtest.Du packtest meinen Arm und klopftest mir auf die Venen.Ich warf noch einen Blick auf die Ampullen.Es waren die, die ich schon mal gesehen hatte, an dem Tag, als du sie vor dir auf dem Küchentisch ausgebreitet hattest.»Weißt du denn, was du tust?«, flüsterte ich.»Na klar.« Du riebst dir die Stirn.»Dir passiert nichts.Diese Schlange ist sowieso nicht so gefährlich …«»Wie gefährlich denn?«»Ich krieg das schon hin.« Du streiftest mir das Elastikband über den Arm und zogst es ein Stück über der Stelle fest, wo du mir auf die Venen geklopft hattest.»Guck weg«, verlangtest du.Ich blickte zu der offenen Schublade.Mit einem Knacken brachst du etwas auf.Ich spürte den ungeschickten Einstich, mit dem die Nadel in meine Vene drang, dann ein Rucken, als du den Plastikbeutel dranhängtest … und ein Gefühl von Entspannung beim Abstreifen des Bands.Dann schoss plötzlich ein Schwall Flüssigkeit direkt in meine Adern.»Was ist das?«, fragte ich und blickte immer noch zu der Schublade.»Kochsalzlösung, auch aus dem Forschungslabor.Ich habe das Todesotter-Gegengift hineingemischt.Wenn du das direkt ins Blut bekommst, geht’s dir garantiert bald wieder besser.«Ich drehte den Kopf wieder zu dir und begriff, was du gesagt hattest.»Todesotter?«Du streicheltest meine Wange.»Die heißt doch bloß so.«Ich betrachtete den Beutel, dessen Inhalt langsam in meinen Körper floss, und das Röhrchen, das in meinem Arm steckte.»Woher weißt du, wie das geht?«Du wichst meinem Blick aus.»Ich hab an mir selbst geübt.« Du tipptest gegen den Beutel, um die Fließgeschwindigkeit zu prüfen.»Und jetzt?«»Jetzt warten wir einfach.«»Wie lang?«»Zwanzig Minuten oder so, weiß nicht.Bis alles reingelaufen ist.«»Und dann?«»Dann sehen wir weiter.«Scharrend zogst du einen Stuhl unter dem Tisch vor und setztest dich neben mich.Du strichst mit dem Finger leicht über die Nadel in meinem Arm.»Wird’s mir danach besser gehen?«, fragte ich und nickte zu dem Plastikbeutel hin.»Mehr oder weniger.« Wieder bemerkte ich den Schweiß auf deiner Stirn.An deiner Schläfe pulsierten die Adern.»Du machst dir Sorgen«, flüsterte ich.»Stimmt doch, oder?«Du schütteltest den Kopf.»Ach nein.« Deine Stimme klang belegt und du hattest ein Lächeln aufgesetzt.»Das wird schon wieder.Ich hab noch eine Ampulle, falls du sie brauchst.Aber dir geht’s bestimmt bald besser.Entspann dich, wart ab.«Aber deine Augen wirkten unruhig, als sie mich anblickten, die Augenwinkel zuckten.Du atmetest bewusst langsam aus und drücktest die Fingerspitzen auf die zuckende Stelle.»Was wird mit mir passieren?«, flüsterte ich.»Du verschweigst mir doch was.« Ich spürte, wie mein Atem schneller ging und mein Hals eng wurde.»Nein«, sagtest du rasch.»Werd bloß nicht panisch, das ist das Letzte, was wir brauchen.Wenn du in Panik gerätst, fließt dein Blut schneller und dann wirkt auch das Gift schneller.« Du drücktest die Hände an meine Schultern und massiertest die Muskeln in meinem Nacken.»Entspann dich«, flüstertest du.Aber ich schaffte es nicht, ruhig zu werden, nicht so richtig jedenfalls.Ich musste die ganze Zeit daran denken, wie es wäre, hier draußen zu sterben, auf einem Küchentisch, inmitten von Milliarden von Sandkörnern.Mein Atem ging jetzt noch schneller und du legtest mir die Hand aufs Gesicht, damit ich mich entspannte.Dann streicheltest du meine Haare.»Alles okay, mach dir keine Sorgen«, wiederholtest du immer wieder.»Ich pass auf dich auf.«Ich schloss die Augen.Hinter meinen Lidern war es dunkel.Vielleicht würde ich bald nie mehr etwas anderes sehen können.Vielleicht würde das Taubheitsgefühl in meinem Bein bald überall in meinen Körper kriechen, auch in mein Gehirn, und dann war Schluss.Mein Herz würde aufhören zu schlagen und stattdessen gäbe es für mich nur noch ewige Taubheit
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