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.»«Ich verstehe», sagte Poirot.Mrs.Allerton schoss ihm einen kurzen Blick zu und wechselte das Thema.«Wie wenige junge Leute es hier unten gibt! Das hübsche Mädchen mit den kastanienbraunen Haaren und der schrecklichen Mutter mit dem Turban ist fast das einzige junge Geschöpf am Platz.Sie haben sich viel mit ihr unterhalten, habe ich bemerkt.Interessiert mich, das Kind.»«Warum denn das, Madame?»«Sie tut mir Leid.Man hat oft so sehr zu leiden, wenn man jung und empfindsam ist.Ich glaube, sie leidet.»«Ja, glücklich ist sie nicht, die arme Kleine.»«Tim und ich nennen sie ‹das schmollende Mädchen›.Ich habe ein-, zweimal versucht, mit ihr ins Gespräch zu kommen, doch sie hat mich jedes Mal abblitzen lassen.Aber sie macht, glaube ich, auch diese Nilfahrt mit, und da werden wir ja wohl alle mehr oder weniger gut miteinander auskommen müssen, nicht wahr?»«Das mag schon sein, Madame.»«Ich bin ja sehr gesellig – Menschen interessieren mich enorm.All die verschiedenen Typen.» Sie hielt inne.«Tim hat erzählt, diese kleine Dunkle – de Bellefort heißt sie –, die war mit Simon Doyle verlobt.Das ist doch ziemlich lästig – so aufeinander zu treffen.»«Das ist lästig – ja», pflichtete Poirot bei.«Wissen Sie, es klingt vielleicht töricht, aber sie hat mir fast Angst gemacht.Sie hatte so etwas – Heftiges.»Poirot nickte langsam.«Da lagen Sie gar nicht so falsch, Madame.Ein großes, starkes Gefühl macht immer Angst.»«Interessieren Sie sich auch für Menschen, Monsieur Poirot? Oder bleibt Ihr Interesse potentiellen Verbrechern vorbehalten?»«Madame – aus dieser Kategorie würden nicht viele Leute herausfallen.»Mrs.Allerton sah ihn leicht verdutzt an.«Meinen Sie wirklich?»«Soll heißen, wenn der nötige Anreiz gegeben ist», fügte Poirot hinzu.«Der jeweils verschieden ist?»«Natürlich.»Mrs.Allerton zögerte – mit einem feinen Lächeln auf den Lippen.«Könnte vielleicht sogar ich dazugehören?»«Mütter, Madame, sind besonders erbarmungslos, wenn ihre Kinder in Gefahr sind.»Ernst sagte sie: «Ich glaube, das stimmt – ja, Sie haben völlig Recht.» Sie schwieg eine Weile und sagte dann lächelnd: «Ich versuche mir für alle Leute im Hotel ein passendes kriminelles Motiv auszudenken.Das ist sehr unterhaltsam.Simon Doyle, zum Beispiel?»Poirot lächelte ebenfalls.«Ein ganz einfaches Verbrechen – der direkte, kürzeste Weg zu seinem Ziel.Keinerlei Raffinesse.»«Und deshalb sehr leicht aufzuklären?»«Ja.Er wäre nicht sehr ausgefuchst.»«Und Linnet?»«Bei ihr wärs wie bei der Königin in ‹Alice im Wunderland›: ‹Kopf ab mit ihr! Ab sag ich!›»«Natürlich! Das Gottesrecht der Monarchie! Wie stiehlt man Naboth seinen Weinberg.Und das gefährliche Mädchen – Jacqueline de Bellefort – könnte sie einen Mord begehen?»Poirot zögerte ein paar Augenblicke, bevor er antwortete.«Ja, ich glaube, das könnte sie.»«Aber sicher sind Sie nicht?»«Nein.Sie ist mir ein Rätsel, die Kleine.»«Mr.Pennington könnte, glaube ich, keinen begehen, oder? Er sieht so vertrocknet und nach saurem Magen aus – als hätte er keinen Tropfen rotes Blut.»«Aber möglicherweise einen starken Selbsterhaltungstrieb.»«Ja, vermutlich.Und die bedauernswerte Mrs.Otterbourne mit ihrem Turban?»«Eitelkeit gehört auch dazu.»«Zu den Mordmotiven?», fragte Mrs.Allerton skeptisch.«Mordmotive sind manchmal sehr banal, Madame.»«Welches sind denn die üblichsten, Monsieur Poirot?»«Das häufigste – Geld.Das heißt, Gewinnstreben in all seinen Verästelungen.Dann haben wir noch Rache – und Liebe und Angst und schieren Hass und Nützlichkeit –»«Monsieur Poirot!»«O ja, Madame.Ich habe gehört, dass jemand namens – sagen wir – A von einem B nur aus dem Weg geräumt wurde, damit C davon einen Nutzen hat.Politische Morde segeln oft unter dieser Flagge.Irgendjemand gilt als Schädling für die Gesellschaft und wird deshalb beseitigt.Wer so etwas macht, vergisst, dass Leben und Tod Sache des lieben Gottes sind.» Poirot klang sehr ernst.Leise sagte Mrs.Allerton: «Ich bin froh, dass Sie das sagen.Wie auch immer, Gott wählt seine Werkzeuge.»«So zu denken birgt eine Gefahr, Madame.»Sie sagte, wieder leichter: «Nach diesem Gespräch, Monsieur Poirot, verwundert es mich, dass überhaupt noch jemand am Leben ist.» Sie stand auf.«Wir müssen zurück.Wir sollen gleich nach dem Mittagessen losfahren.»Als sie zum Bootssteg kamen, nahm der junge Mann im Rollkragenpulli gerade Platz auf der Feluke.Der Italiener erwartete sie schon.Der nubische Bootsführer setzte die Segel, sie legten ab und Poirot wandte sich höflich an den fremden jungen Mann.«Wunderschöne Dinge, die man sich in Ägypten ansehen kann, nicht wahr?»Der Fremde rauchte inzwischen eine Pfeife mit ziemlich starkem Tabak.Er nahm sie aus dem Mund und gab knapp und sehr bestimmt, in erstaunlich kultiviertem Englisch, zurück: «Ich finde sie zum Speien.»Mrs.Allerton setzte ihr Pincenez auf und musterte ihn mit wohlwollendem Interesse.«Tatsächlich? Und warum?», fragte Poirot.«Nehmen Sie die Pyramiden.Riesenblöcke von unnützem Mauerwerk aufeinander getürmt, nur um dem Egoismus eines aufgeblasenen despotischen Königs zu frönen.Denken Sie an die schwitzenden Menschenmassen, die an den Bauten geschuftet haben und dabei gestorben sind
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