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.«»Major Housk?« sagte Yuma.»Die werden auch bald allesein«, murmelte er zu sich selbst, und blätterte in einemPäckchen kleiner Wappenlilien in verschiedenen heraldi-schen Farben, bevor er es zurücklegte.»Sie müssen ein erstaunliches Gedächtnis haben«, sagteich warm.Er zuckte mit den Schultern.»Ich bin Eidetiker«, antwor-tete er.»Manche Leute sind es, manche nicht.Es ist nichts,was ich mir als Verdienst anrechnen könnte.« Er hatte dasGesuchte gefunden und schloß den Schrank.Durch Schmeichelei war er nicht leicht zu erreichen, daswar klar.Ich suchte nach einer Möglichkeit, das Gesprächfortzusetzen, und sagte auf gut Glück: »Aber Ihre Vorfahrenmüssen bemerkenswerte Leute gewesen sein, Sie mit diesemTalent auszustatten! Sie müssen eine faszinierende Ahnen-reihe haben.«Das war ziemlich plump und dick aufgetragen, aber amallzu beiläufigen Tonfall seiner Antwort merkte ich, daß icheinen Durchbruch erzielt hatte.»Es ist ganz interessant, ja.Natürlich bin ich voreingenommen, weil es meine eigene92Ahnenreihe ist.«»Ist Ihre Familie schon lange auf Mars ansässig?«Er brauchte eine Dreiviertelstunde, um mir alle Verzweigun-gen seiner Familie zu erklären.Es war nicht Langeweile, diemich zwang, meine Ungeduld zu verbergen er war einFachmann, der in sein Spezialgebiet verliebt war, und es istimmer ein Vergnügen, einem Enthusiasten zuzuhören.Außerdem war seine Familie wirklich interessant; seineAhnen entstammten vier verschiedenen Kontinenten derErde, und ihre Nachkommen lebten über fast alle bewohn-ten Gegenden des Mars verstreut.Es juckte mich jedoch, das Gespräch auf mein Thema zubringen, und als sich keine günstige Gelegenheit ergebenwollte, fragte ich ihn rundheraus, wie es kam, daß erThoders altes Haus übernommen hatte.»Thoder?« Yuma zwinkerte geistesabwesend.»Das ist einMann mit einer Ahnentafel! Ich habe seine Genealogieeinmal aus purer Neugierde durchgearbeitet, und ich kannIhnen sagen, es ist nichts von den Merkmalen darin zufinden, die man erwarten könnte.«Ich steuerte ihn sanft zu meiner Frage zurück.»Nun, das Haus war zur rechten Zeit frei.Thoder wurdeeine Stelle am Kolleg für Sereniatrie angeboten.«»Was?«»Ach so, Sie denken, er lebe im Ruhestand.Das ist richtig.Er lehrt nicht mehr.Aber soviel ich weiß, hat er einenVertrag mit dem Kolleg und hält dort gelegentlich Vor-lesungen.«»Am Kolleg für Sereniatrie?«»Ja.« Yuma zeigte sich verblüfft über die Stärke meiner Re-aktion.»Es liegt ungefähr fünf Kilometer außerhalb der.«»Ich weiß, wo es ist, danke«, sagte ich grimmig.93Ich wußte auch, was es war.Eine verdrehte,pseudowissenschaftliche Organisation reinsten Wassers,finanziert und unterhalten von Bären was nicht wunder-nehmen konnte, weil sie seit jeher eine Schwäche fürhochtrabenden Humbug hatten.Wie alle Spieler neigten siedazu, den Begriff des »Glücks« zu objektivieren, Amulettezu tragen, abergläubische Vorstellungen zu hegen und mitsektiererischem Ernst absurde Rituale zu vollziehen.IhreVorliebe für hochgestochenes Vokabular hatte sie zu derWortschöpfung »Sereniatrie« inspiriert, die nichts anderesbedeuten sollte als daß man sich um die Suche nach demGlück bemühte; das »Kolleg«, man mochte es glauben odernicht, erhob den Anspruch, das Glücklichsein zu lehren!Nein, so tief konnte Thoder nicht gesunken sein!13Bevor ich ihn weiter ausfragen konnte, bekam Yuma Besuchvon einem Klienten, und mir blieb nichts übrig als zu gehen.Ich verbrachte einige Zeit mit Herumwandern in der Nach-barschaft, auf der Suche nach anderen, die Thoder gekannthatten und mir mehr über seine letzten Jahre berichtenkonnten, fand aber nur oberflächliche Bekanntschaften, dieihn nicht sonderlich vermißten.Zuletzt rügte ich mich wegen dieser Zeitvergeudung.Ichbenützte diese Nachforschungen als Vorwand, um einedirekte Konfrontation hinauszuschieben.Genau wie ich es das letzte Mal getan hatte, rief ich einTaxi und machte mich auf den Weg zu seiner neuenAdresse.Es war ein unheimliches Gefühl, dieselben Orte inder gleichen Reihenfolge aufzusuchen, als ob ich in einer Arttemporalem Echo gefangen wäre oder einer Spirale umeinen Mittelpunkt folgte, die mich bei jeder Wiederholung94der Erleuchtung ein wenig näher brachte.Sollte es morgen wieder das gleiche sein, und über-morgen und so weiter?Die Empfindung, in einem Echo gefangen zu sein, verstärktesich noch, als ich.aufs neue Thoder gegenüberstand.Erzeigte genau die gleiche Enttäuschung, die Lilith verratenhatte.Mein Anblick mußte ihn in erhebliche Unruhe versetzthaben, sonst hätte er seine Emotionen besser beherrscht.Doch statt mit einem hohlen Täuschungsversuch zureagieren, wie Peter und Lilith es getan hatten, ergab er sichseufzend dem Lauf der Dinge, trat von der Tür zurück undforderte mich mit stummer Gebärde zum Eintreten auf.Ichfolgte der Einladung mit gebührender Vorsicht, gefaßt aufeinen plötzlichen Überfall.»Also klappte es nicht«, sagte er, als er die Tür zugezogenhatte.»Nein, es hat nicht geklappt.« Ich erwähnte nicht, wie esdazu gekommen war.»Nun bin ich wieder da, und diesmalhoffe ich auf einen höflicheren Empfang.«Er öffnete die Tür zu seinem Arbeitszimmer undbedeutete mir mit einer weiteren Geste, hineinzugehen.»Ja.Es ist selten, daß ich die Nerven verliere.Aber es ist auchsehr selten, daß ich in Ereignisse verwickelt werde, die dieganze menschliche Geschichte beeinflussen können.«Er setzte sich mit der Umständlichkeit des alten Mannesin einen Sessel.»Ich weiß nicht, ob du nun einen Groll gegenmich hegst«, fuhr er fort, »oder ob du imstande gewesenbist, die Angelegenheit mit der wünschenswerten Klarheitzu überdenken und meine Motive richtig einzuschätzen.«Ich wägte meine Worte ab.»Wenn Sie die Absicht gehabthätten, die Erinnerung an diese letzten Ereignisse für immeraus meinem Gedächtnis zu tilgen, wäre Ihnen das wahr-scheinlich möglich gewesen.Daß Sie überhaupt so etwas95getan haben, war allerdings eine Überraschung für mich.Esschien Ihrem Charakter nicht zu entsprechen.« Ich zögerte.»Inzwischen habe ich etwas über Sie erfahren, das mich zumUmdenken zwingt.Ich habe nun den Eindruck gewonnen,daß Ihr ganzes Leben heutzutage nicht mehr Ihrem Charak-ter entspricht.«»Wieso?«»Halten Sie wirklich Vorlesungen am Kolleg für Serenia-trie?«»Ja, warum nicht? Ich bin dort Professor für Lebensein-stellung.« Das Eingeständnis klang herausfordernd, beinahekriegerisch, und ich sah, wie seine Miene sich verdüsterte.»Nun.lassen wir das«, sagte ich
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