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.«»Sie glauben nicht! Sind Sie ganz sicher, Mademoiselle Jennifer?«, fragte Poirot sofort.Jennifer rieb sich verwirrt die Stirn.»Man sieht so oft Leute, die jemandem gleichen«, sagte sie.»Manchmal weiß man gar nicht, an wen sie einen erinnern.Dann wieder trifft man Leute, die man zwar kennt, aber deren Namen man sich nicht gemerkt hat.Das kann sehr peinlich sein.«»Das passiert uns allen«, stimmte Poirot zu.Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Wahrscheinlich ging es Ihnen so mit Prinzessin Shanda, die Sie in Ramat gesehen haben müssen.«»Ach – war Shanda in Ramat?«»Höchstwahrscheinlich.Sie ist eine nahe Verwandte des königlichen Hauses.Vielleicht haben Sie sie dort gesehen?«Jennifer runzelte die Stirn.»Nein, ich kann mich nicht entsinnen«, meinte sie.»Aber außerdem müssen die Frauen ja dort mit einem Schleier vorm Gesicht herumlaufen, nicht wahr? In Paris, in Kairo und natürlich auch in London dürfen sie ihn allerdings abnehmen.«»Jedenfalls ist Ihnen niemand in Meadowbank begegnet, den Sie von früher her kannten?«, fragte Poirot beharrlich weiter.»Bestimmt nicht, und die meisten Menschen fallen einem sowieso nicht auf.Nur wenn jemand so ein komisches Gesicht hat, wie Miss Rich zum Beispiel, bemerkt man es.«»Glauben Sie, Miss Rich früher schon einmal irgendwo gesehen zu haben?«»Eigentlich nicht; ich kann mich dunkel an eine Frau erinnern, die ihr etwas ähnlich sah, aber sie war viel dicker.«»Eine viel dickere Frau«, wiederholte Poirot nachdenklich.»Miss Rich kann das nicht gewesen sein«, erklärte Jennifer lachend.»Miss Rich ist doch so dünn wie ne Bohnenstange.Außerdem war sie während des vorigen Schuljahres krank und kann gar nicht in Ramat gewesen sein.«»Kannten Sie einige Ihrer Mitschülerinnen von früher?«, fragte Poirot.»Nur wenige.Ich war ja erst seit drei Wochen in Meadowbank; ich kenne kaum die Hälfte der Leute und die meisten von ihnen nur vom Sehen.Wenn ich ihnen morgen begegnete, würde ich sie wahrscheinlich nicht einmal wiedererkennen.«»Sie sollten sich daran gewöhnen, Ihre Umwelt etwas schärfer zu beobachten«, mahnte Poirot streng.»Man kann sich nicht alles merken«, protestierte Jennifer.»Jedenfalls würde ich schrecklich gern nach Meadowbank zurückgehen.Ich langweile mich hier entsetzlich, und ich habe keine Gelegenheit zum Tennisspielen.Könnten Sie meinen Eltern nicht gut zureden, Monsieur Poirot?«»Ich werde mein Möglichstes tun«, versprach Poirot.21»Ich möchte mit Ihnen sprechen, Eileen«, sagte Miss Bulstrode.Eileen Rich folgte Miss Bulstrode in deren Wohnzimmer.Meadowbank war unheimlich ruhig.Nur fünfundzwanzig Schülerinnen, deren Eltern sie nicht zuhause haben konnten oder wollten, waren noch da.Keine der Lehrerinnen hatte die Schule verlassen, obwohl sie offiziell geschlossen war.Miss Johnson war unglücklich, weil sie nicht genug zu tun hatte.Miss Chadwick sah alt und elend aus; sie wanderte verloren und traurig umher.Sie schien sich die Tragödien viel mehr zu Herzen genommen zu haben als Miss Bulstrode, die äußerlich völlig unverändert war, ohne irgendwelche Anzeichen eines Nervenzusammenbruchs.Die beiden jungen Lehrerinnen genossen ihre Freizeit von Herzen.Sie gingen spazieren, sie schwammen, und sie ließen sich Reiseprospekte kommen, die sie gründlich studierten.Auch Ann Shapland schien sich nicht zu langweilen.Sie verbrachte einen großen Teil ihrer freien Zeit im Garten, und sie stellte sich bei der Gartenarbeit erstaunlich geschickt an.Es war gewiss nicht unnatürlich, dass sie sich dabei lieber bei Adam Rat holte als beim alten Briggs…»Ich wollte schon seit einiger Zeit mit Ihnen sprechen, Eileen«, sagte Miss Bulstrode.»Ich weiß nicht, ob diese Schule fortbestehen wird oder nicht.Es ist schwierig, die Einstellung der Menschen zu beurteilen, denn jeder fühlt etwas anderes.Am Ende werden sich alle nach demjenigen richten, der seiner Sache am sichersten ist.Meadowbank ist entweder erledigt…«»Nein, es ist nicht erledigt«, unterbrach Eileen Rich.Sie stampfte mit dem Fuß auf, und ihr Haarknoten begann sich prompt aufzulösen.»Das dürfen Sie auf keinen Fall zulassen.Es wäre eine Sünde – ein Verbrechen!«»Sie scheinen sehr erregt zu sein«, sagte Miss Bulstrode.»Ich bin sehr erregt.Es gibt so viele unwichtige Dinge, aber das Weiterbestehen dieser Schule ist ungeheuer wichtig.Ich habe Meadowbank von Anfang an als etwas Einzigartiges empfunden.«»Sie sind eine Kämpfernatur, und das gefällt mir«, lobte Miss Bulstrode.»Ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich nicht klein beigeben werde.In gewisser Weise freue ich mich sogar auf den Kampf.Wenn alles wie am Schnürchen läuft, wird man leicht allzu selbstzufrieden, vielleicht sogar gelangweilt… Aber jetzt bin ich nicht gelangweilt.Ich werde mit aller Kraft und mit meinem letzten Penny um das Weiterbestehen der Schule kämpfen.Im Zusammenhang damit möchte ich Sie fragen: Hätten Sie Lust, meine Partnerin zu werden, falls ich den Kampf gewinne?«»Ich?« Eileen sah sie ungläubig an.»Ich?«»Ja, Eileen, Sie!«»Unmöglich«, stammelte Eileen.»Ich bin zu jung, ich weiß nicht genug, ich habe zu wenig Erfahrung.«»Die Entscheidung darüber müssen Sie schon mir überlassen«, erwiderte Miss Bulstrode.»Im Augenblick ist es kein sehr gutes Angebot.Vielleicht könnten Sie woanders etwas Besseres finden.Aber eins müssen Sie mir glauben – ich hatte schon vor dem Tod der armen Miss Vansittart den Entschluss gefasst, Sie zu meiner Nachfolgerin zu ernennen.«»Wirklich? Und wir alle glaubten, dass Miss Vansittart…«»Ich habe niemals mit Miss Vansittart darüber gesprochen«, erklärte Miss Bulstrode.»Ich gebe zu, dass ich während der letzten beiden Jahre oft daran gedacht habe, aber im letzten Augenblick hat mich immer irgendetwas davon zurückgehalten, ihr anzubieten, meine Partnerin und später meine Nachfolgerin zu werden.Ich glaube gern, dass man allgemein der Ansicht war, dass sie die künftige Schulleiterin sein würde – wahrscheinlich hat sie selbst es geglaubt.Und doch wurde ich mir schließlich darüber klar, dass sie keinesfalls die Richtige war.«»Das ist mir unbegreiflich«, sagte Eileen Rich.»Sie hätte die Schule in Ihrem Sinn weitergeführt – in Ihrer Tradition.«»Ja, und eben das wäre falsch gewesen«, entgegnete Miss Bulstrode.»Man darf sich nicht an die Vergangenheit klammern.Gegen die Aufrechterhaltung von Traditionen ist nichts einzuwenden, wenn sie Hand in Hand geht mit modernen Erziehungsmethoden.Man kann die Mädchen heute nicht genauso behandeln wie die Schülerinnen vor dreißig oder gar vor fünfzig Jahren.Ich habe Meadowbank gegründet und meine eigenen Ideen in die Tat umgesetzt.Es war immer mein Bestreben, Vergangenheit und Zukunft im Auge zu behalten.Aber wirklich wichtig ist nur die Gegenwart, die zeitgemäße Einstellung.Und so soll es auch bleiben.Die Schule muss von einem Menschen mit neuen, originellen Ideen geleitet werden, der gleichzeitig die Tradition aufrechterhält.Als ich die Schule gründete, war ich ungefähr im gleichen Alter wie Sie.Aber Sie haben etwas, was ich nicht mehr erwarten kann.Sie finden es in der Bibel: ›Und die Alten träumen ihre Träume, die Jungen haben Visionen.‹ Wir brauchen hier keinen Träumer, wir brauchen einen Menschen mit Fantasie und neuen Ideen
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