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.Solomon hatte einen seltenen Namen, Rafulson oder Rifalson.Ich war noch so jung damals und hab das nicht so genau verstanden, und nachfragen wollte ich nicht … Die Juden sind so eine krankhaft empfindliche Nation.«»Na ja«, Jewdokija zuckt mit den Schulten.»Die sind auch gebrannte Kinder.«»Wo ist denn dieses Auskunftsbüro?« Ariadna sieht sich um.Schweigend blicken sie einander an.Weiter als bis zur Kirche sind sie seit Jahren nicht gegangen.»Macht nichts«, sagt Jewdokija.»Die Zunge haben sie uns ja Gott sei Dank nicht weggenommen.Irgendjemand wird uns das schon sagen.In der Nikolski-Kathedrale können wir fragen, oder auch bei uns in der Hausverwaltung.Zu den Maifeiertagen müssen wir sowieso dahin, für Mehl anstehen …«»Wo ist eigentlich Sofjuschka?«, fragt Ariadna.»In ihrem Zimmer.Sie schneidet Schneeflocken aus Papier aus.Glikerija hat ihr das beigebracht, jetzt kriegt man sie da gar nicht mehr weg.Eine Menge Papier hat sie schon verbraucht.«»Schön macht sie das, wie aus Spitze sehen sie aus.Du schneist noch den ganzen Boden voll, hab ich zu ihr gesagt.Und Winter können wir nicht gebrauchen.Sieh mal, hab ich gesagt, draußen ist schon Frühling.Was soll denn der Schnee?«Sie blicken aus dem Fenster, und da schneit es tatsächlich.Als wollte es gar nicht Frühling werden.IVGlikerijaGlikerija nimmt das Service vom Regal – das, was noch übrig ist davon.Fünf Tassen, vier kleine Teller.Untertassen sind fast keine mehr da, nur noch drei Stück.»Nimm die Untertassen weg«, sagt Jewdokija.»Letztes Mal hat es nicht schön ausgesehen, da passte nichts zusammen.Stell stattdessen besser die kleinen Teller hin.Ariadna gibt dir die Löffel mit dem gedrehten Stiel.«Glikerija läuft geschäftig hin und her und sieht sich um.»Lass uns bei dir sitzen«, sagt sie, »Solomon Sacharytsch ist wohlhabend, er ist es nicht gewohnt, in der Küche zu sitzen.« »Ja wie, bei mir? Ach«, fällt ihr ein, »da liegt doch Antonina.«»So kann es gehen.« Ariadna reibt die kleinen Löffel blank.»So viele Jahre haben wir gleich um die Ecke gewohnt, und ihr seid euch nie begegnet.Dabei sind wir immer an seinem Haus vorbeigegangen …« »Zehn Jahre werden es wohl sein.Er hat die Wohnung mit der älteren Tochter getauscht.Die haben jetzt ihre eigene Wohnung, ganz für sich allein.« »So was«, sagt Ariadna erstaunt, »ich hätte nicht gedacht, dass es noch welche gibt.Ich dachte, die gibt es nur noch in Neubauten.« »Hast du eine Ahnung!« Jewdokija schlägt die Hände zusammen.»Auch hier bei uns, in der dritten Etage, wo die Balletttänzerinnen wohnen.Die haben auch eine Wohnung für sich.«»Und er hat dich sofort erkannt!«, sagt Ariadna erfreut.»Ich klingle.Er macht auf.›Guten Tag, Glikerija Jegorowna‹, sagt er.Als hätten wir uns gestern erst gesehen.«»Ja-a«, sagt Jewdokija gedehnt.»Da hast du Glück gehabt.Manche können sich schon nach einem Jahr nicht mehr an dich erinnern.Aber er, sieh mal an, nach all den Jahren.Schön dumm von dir, auf den Grafen zu warten.Du hättest Solomon heiraten sollen: ein stattlicher, selbstständiger Mann.Ein Arzt immerhin …« »Das Herz lässt sich nichts befehlen.« »Ich sag’s doch: schön dumm.«»Oh«, fällt Ariadna ein, »den Tee haben wir ganz vergessen.Tonjetschka denkt auch nicht daran.Wo ist denn Sofja?«»Sie sitzt bei ihrer Mutter«, antwortet Glikerija.»Schon den zweiten Tag weicht sie ihr nicht von der Seite.Sie spürt bestimmt etwas …«»Wo hast du denn das jetzt wieder her«, sagt Jewdokija.»Immer nur Kummer, im Totenamthalten bist du eine Meisterin.Selbst Solomon weiß noch nichts Genaues, aber du malst schon den Teufel an die Wand.Das ist ja schon fast zwanghaft.« »Er hat doch gesagt, es ist die Leber.« »Ach, wer weiß … Er geht jetzt hin und erkundigt sich.Bespricht es mit ihnen.« »Sie werden ihn doch nicht wegschicken«, sagt sie furchtsam.»Ach wo.« Glikerija beruhigt sie.»Ein Arzt schickt doch einen anderen nicht weg, dafür haben sie zu viel Respekt voreinander.«»Na?«, fragt Babuschka Glikerija.»Sitzt du immer noch hier? Lass deine Mutter doch mal ausruhen.«»Lassen Sie sie doch.« Mama macht eine Handbewegung.»Ausgeruht hab ich mich im Krankenhaus genug.Habt ihr Brot gekauft«, fragt sie, »und Milch?«»Die Blockade ist doch längst vorbei.« Sie stellt ihr eine Tasse hin, mit einem Stück Gaze abgedeckt.»Ein Brötchen ist noch da.Wir müssen keinen Hunger leiden, so Gott will.«»Trotzdem«, flüstert sie, »man müsste einkaufen.Zum Abendessen … Ich versuche immer«, klagt sie, »mir die Mädchen aus der Fabrik vorzustellen, aber es klappt nicht.Ich kann mich nur an das Krankenhaus erinnern.Ich wache auf und weiß gar nicht, wo ich bin …«»Du hast dich einfach noch nicht eingewöhnt.Jewdokija beklagt sich auch, sie kann sich gar nicht an dein Zimmer gewöhnen.«»Ihr hättet mich besser nicht hierhergelegt.Ich hätte drüben genauso gut liegen können.«»Wenn es dir besser geht«, beschwichtigt Babuschka Glikerija, »kannst du wieder umziehen.Wenn man krank ist, hat man mehr Unterhaltung mit dem Fernseher … Und du«, sie dreht sich zu mir um, »stör deine Mutter nicht.«Mama sieht zu mir hin:»Sie ist ein kluges Mädchen.Malt immer Bilder.«»Das ist schön.« Sie streicht mir über den Kopf.»Mal du nur.«In der Mitte ist ein Zimmer.Mama liegt auf einem schmalen Bett.Die Babuschki flüstern: »Alles haben sie ihr weggeschnitten.« Wie – alles? Die Arme hat sie noch, und die Beine auch.Sie nimmt die Tasse, trinkt ein bisschen Wasser.Sie bringen wieder alles durcheinander.Sie wissen gar nichts …In der Ecke steht der Fernseher.Im Fernseher ist ein Onkel.Bei dem haben sie alles weggeschnitten.Nur der Kopf ist noch da.Er freut sich: »Wozu«, sagt er, »brauche ich den Rumpf? Nur der Kopf, das ist viel besser.Waschen muss ich mich auch nicht …«Oben ist eine Wolke.Der Vater sitzt auf der Wolke und blickt auf uns herab.Mama sieht ihn an, aber der tote Onkel ärgert sich.»Sieh mich an«, ruft er …Mama nimmt das Bild.»Gut gemacht«, sagt sie, »schön hast du das gemalt.Und wer ist das da oben? Unser Nachbar vielleicht, Pjotr Matweitsch?«Nein.Ich schüttle den Kopf.Aber Mama hat die Augen zugemacht, sie will gar nicht gucken …***Solomon macht eine Pause und trinkt einen Schluck Tee.»Die Sache sieht schlecht aus.Zu weit fortgeschritten.Einer meiner Schüler arbeitet im Krankenhaus.Er hat die Operation gemacht.Sie haben alles rausgenommen, sagt er, was sie nur konnten.Aber die Leber ist betroffen.Im Grunde ist es nur eine Frage der Zeit.Man muss sich darauf einstellen.« Er zieht ein Tuch heraus und wischt sich die Stirn ab.Jewdokija sitzt starr da.»Und wenn man die Leber rausschneidet?« »Das geht nicht«, erklärt Solomon Sacharowitsch.»Die Leber ist ein unpaares Organ [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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